Am 25. und 26. November 2022: Liederabend im Dorfgemeinschaftshaus

Am 25. und 26. November 2022: Liederabend im Dorfgemeinschaftshaus

MGV „Freundschaft“ wieder öffentlich aktiv: Ein neuer Anfang beim Diedelsheimer Liederabend

Nach mehrjähriger Zwangspause der Probenarbeit und dem dadurch verursachten Ausfall aller Gesangsveranstaltungen hat der Chor des Männergesangvereins „Freundschaft“ Diedelsheim die Probenarbeit im Frühjahr dieses Jahres wieder aufgenommen. Aber einige der Sänger litten unter der Pandemie oder ihren Folgewirkungen, so dass die erforderliche Kontinuität der Chorproben und damit die gewohnte Qualität  des Diedelsheimer Männerchores lange nicht gewährleistet waren. Mit dem aktuellen Liederabend „…und der Liebe sichrer Hort“ gab der Chor nun einen Einblick in den Stand der Chorarbeit unter der Leitung seiner überzeugend und sicher auftretenden Leiterin Bettina Gerlach und der Begleitung am Klavier von Werner Breitenstein.

Landauf  und landab müssen traditionsreiche Männerchöre wegen fehlendem Nachwuchs aufgeben. Nachwuchssorgen plagen den Diedelsheimer MGV gleichermaßen. Aber der Bestand von ca. 40 aktiven Sängern mit ziemlich gleichmäßiger Besetzung der Stimmlagen blieb auch über die  Corona-Zeiten beinahe gleich. Einige Sänger mit musikalischer Erfahrung verzichteten zwar auf die  regelmäßigen Chorproben, bilden aber eine willkommene Verstärkung des Chores, wenn es gilt, eine Veranstaltung wie diese Liederabende  durchzuführen. Hinzu kommt eine vorbildliche  Organisation durch die Vereinsführung , die sich auf zahlreiche zupackende Unterstützer aus dem Kreis der aktiven Sänger verlassen kann. 

Vor gut besetztem Saal im Dorfgemeinschaftshaus Diedelsheim trugen die Sänger an zwei Abenden unter dem Dirigat von Chorleiterin Gerlach neun Lieder vor, die alle Bereiche der Gefühlswelt der Zuhörenden ansprachen.  Die „Hymne an die Freude“ (Schiller/Beethoven) ruft die Menschheit mit kräftigem Gesang zur Gemeinschaft auf, die  allein zum Glück führe: „Alle Menschen werden Brüder…“ – ein gerade in heutiger Zeit gleichermaßen aktuelles wie immer notwendiges, aber bei der Vielzahl der Staaten mit ihren jeweiligen Religionen oder Traditionen schwierig zu erreichendes  Ziel. Auch das zweite Lied „All die schönen Jahre“ (Thibaut/Grote) war ein Hohes Lied auf die Gemeinschaft, die  Zufriedenheit, Verbundenheit und Freundschaft bewirkt. Das in den Strophen rhythmisch so unterschiedliche Lied „In einem kühlen Grunde“ (v. Eichendorff/Glück)  sang der Chor a cappella mit großer Genauigkeit  und verdeutlichte dem Publikum den Liebesschmerz und die Todessehnsucht des von der Geliebten verlassenen Ichs: „Ich möcht‘ am liebsten sterben, da wär’s auf einmal still.“  Die das Irdische übersteigende religiöse Liebe („…ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“) besingt der geistliche Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“ (D. Bortnjanski), die nach der Totenehrung der Verstorbenen des Vereins in den vergangenen drei Jahren ertönte. An das Du in der Liebe richtet sich der heute wieder populäre Song „You raise me up“ (Løvland/Graham): „Du richtest mich auf“, wenn ich in Schwierigkeiten stecke oder spornst mich an, wenn ich ein Ziel erreichen möchte. Als Besonderheit übernahmen hier zwei Sänger des Chores mutig und ausdrucksstark Solistenrollen.

Nach der obligatorischen Lüftungspause  folgten vier weitere Liedvorträge: Zunächst  im Ungarischen Tanz Nr. 6 (J. Brahms) die musikalische Darstellung der Liebe zweier junger Menschen, die sich gegenseitig ihrer Treue versichern, gefolgt von der irischen Volksweise „In der Fremde“ über die flüchtige Vergänglichkeit der schönen Erinnerungen aus der Jugendzeit. Schließlich „Ihr von Morgen“, in dem Udo Jürgens die Ängste, Fragen, Zweifel und Fehler unserer Zeit bekennt und von jenen „von Morgen“ hofft, dass sie uns verzeihen werden. Sie selber werden sicherlich andere Wege als wir gehen. Der Lagunenwalzer aus „Die Nacht in Venedig“ (J. Strauß) besingt mit einem Augenzwinkern die Unbeständigkeit  der „lieblichen“ Frauen: „.. doch willst du einer vertrau‘n, dann, Freundchen, auf Sand wirst du bau’n“ – und das, obwohl doch – hier erscheint das Motto des Liederabends –  „Treue… der Liebe sichrer Hort“ ist.

Der vergnügliche, mit Begeisterung vom Publikum aufgenommene und in sich stimmige Liederabend  wurde begleitet von der Einweihung der neuen Skulptur „Diedelsheimer Sänger“, die von dem Diedelsheimer Steinmetz Norbert Reschke nach dem Vorbild von Ernst Barlachs Skulptur „Der singende Mann“ angefertigt wurde. Sie hat ihren Platz im Eingangsbereich des Dorfgemeinschaftshauses Diedelsheim gefunden und soll – so hat es der Vorsitzende des MGV Wolfgang Horn formuliert – nunmehr Symbol sein für die Freude, die die Sänger des Männergesangvereins „Freundschaft“ mit ihrer Musik ihrem Publikum nach überstandener Pandemie wieder bereiten wollen. Wenn das Nachwuchsproblem nicht wäre, bräuchte sich Diedelsheim keine Sorge um den Bestand seines traditionsreichen Männerchores zu machen. Die verminderte Probenarbeit während der Corona-Pause wurde unter Leitung der Chorleiterin Bettina Gerlach erfolgreich dazu genutzt, um die musikalische Ausdrucksfähigkeit, die sprachliche Klarheit und stimmliche Festigkeit des Chores weiter zu verbessern. Die Zuhörer der beiden gefühlvollen Liederabende bestätigten mit herzlichem Beifall die beeindruckende Wirkung des Gesangs, die das Ergebnis der harmonischen Zusammenarbeit zwischen Sängern, Chorleiterin und der organisatorischen Leitung des Vereins unter seinem 1. Vorsitzenden Wolfgang Horn ist. 

Eberhard Schallhorn
mgvschall

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